13. Juli 2017

Pokerface gegen Heulsuse – immer schön sachlich bleiben!

Pia Ocklenburg
Wenn wieder mal die Gefühle durchdrehen, dann heisst das bewährte Erfolgsrezept: Immer schön sachlich bleiben. Frauen vor allem. Die sind ja immer so emotional. Männer haben das besser im Griff.

Nehmen Sie sich Mister Spock vom Raumschiff Enterprise zum Vorbild. Er ist Meister der Sachlichkeit. Wenn seine Offizierin Uhura weint, weil sie einen lieben Freund im Kampf verloren hat, dann fragt er ganz sachlich: «Uhura, warum fliesst Wasser aus Ihren Augen? Brauchen Sie ein Tuch?»

IQ oder EQ?

So wie Mister Spock verhalten sich viele Führungskräfte. Sie meinen, Emotionen hätten im Geschäftsalltag nichts verloren. Sie gehen mit der Situation lieber sachlich und nüchtern um und begegnen Tränenausbrüchen oft mit hilflosem Pokerface. Doch wie geht es der traurigen Uhura mit dieser Reaktion? Mister Spock hat IQ-gerecht reagiert. Aber hat er sich auch EQ-gerecht verhalten?
EQ steht für emotionale Intelligenz. Der Psychologe und Journalist Daniel Goleman hat sich ausführlich dem Thema gewidmet. Er zeigt auf, dass gute Manager vor allem Virtuosen des Beziehungsmanagements sind. Eine treffende Aussage aus seinem Buch Emotionale Führung: «Chefs müssen emotional intelligent sein. Oder sie scheitern.»

Beziehungsmanagement

Damit Sie als Chef oder Chefin nicht scheitern, sollten Sie auf keinen Fall sachlich bleiben. Das ist ein Irrglaube, der in der Mitarbeiterführung mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Das heisst aber nicht, dass Sie jetzt Ihren cholerischen Anfällen freien Lauf lassen dürfen. Beziehungsmanagement fängt vor allem bei sich selbst an.

Gefühle bewusst machen

Fragen Sie sich schon morgens, wenn Sie aufwachen, wie Sie sich fühlen. Machen Sie sich Ihre eigenen Stimmungen bewusst. Lernen Sie Ihre Gefühle kennen. Beobachten Sie Ihre Gemütszustände. Erst dann werden Sie in der Lage sein, Gefühle zu benennen und sich auch mit anderen über deren Gefühle zu unterhalten.

Viele Menschen empfinden es als unangenehm, wenn ein Patient oder Mitarbeiter in Tränen ausbricht. Sie sind überfordert, wissen nicht, wie mit diesen Reaktionen umzugehen ist. Gefühle spielen auch in Konfliktsituationen immer eine Rolle. Menschen führen ohne Emotionen ist unmöglich. Also ist der Versuch, sachlich zu bleiben, zwecklos und funktioniert höchstens bei Robotern.

Emotionen nutzen

Führungskräfte, die äusserst nüchtern oder stark kontrolliert wirken, haben oftmals ein verborgenes Gefühlsthema. Gelingt es, diesen Emotionen auf die Spur zu kommen, mit ihnen in Beziehung zu treten, so gelingen ganz andere Begegnungen und Gespräche, als wenn wir alles nur nüchtern und sachlich betrachten.
Nutzen Sie die emotionalen Chancen im Geschäftsalltag. Meine Kollegin erzählte mir mit Freude, welch tollen Chef sie habe. Auf meine Frage, was ihn denn so toll mache, erzählte sie mir ihre Geschichte, die in ihr ganz viel Motivation und Dankbarkeit ausgelöst hatte: Sie hatte einen Tag frei genommen, weil sie ihre kranke Mutter im Krankenhaus besuchen wollte. Am nächsten Tag kam ihr Chef und erkundigte sich nach dem Befinden der Mutter. Eine kleine Frage, ein kurzes Gespräch auf dem Flur – mit grosser Wirkung. Mitarbeitermotivation durch Emotion.
Menschen mit einem hohen EQ verfügen über eine bessere Arbeitsmoral, geniessen eine höhere Qualität des Arbeitslebens und bringen einen besseren Leistungsbeitrag als Vergleichsgruppen mit einer tiefen emotionalen Kompetenz (Studie Slaski & Cartwright 2002). Emotionale Stabilität gilt gerade im heutigen fordernden Zeitalter der andauernden Veränderungen als Kernkompetenz.

Gefühls- vor Sachebene

Es ist ein Trugschluss, wenn wir Spannungsfelder auf der Sachebene zu lösen versuchen. Dieser Versuch kann nur scheitern. Erst wenn wir die Gefühlsebene wahrnehmen und verstehen – bei sich selbst und bei anderen – können wir auf die Sachebene zurückkehren. Personalmanagement und Konfliktmanagement ist Beziehungsmanagement. Ergo keine Beziehung ohne Gefühle. Somit bitte bloss nicht sachlich bleiben, zeigen Sie stattdessen Empathie mit Herz!

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