21. Juni 2017

Es lebe die Konkurrenz

Carmen Bornfleth
Für den Zahnarztberuf entscheidet man sich kaum in erster Linie aufgrund unternehmerischer Ambitionen. Zwar hat die Aussicht auf eine selbständige Erwerbstätigkeit für junge Berufsleute einen gewissen Reiz. Doch gibt es eine ganze Reihe anderer Motivationsfaktoren, die entscheidender sein dürften. Die Begeisterung für die Zahnmedizin. Die Möglichkeit, zahnmedizinische Kompetenz mit handwerklichem Geschick zu verbinden. Oder das Bedürfnis, einer verantwortungsvollen Tätigkeit nachzugehen, die Sinn stiftet und den Patientinnen und Patienten gesundheitlichen Nutzen bringt. Und: Es ist natürlich ein gutes Gefühl, einen Beruf auszuüben, der in der Gesellschaft hohes Ansehen geniesst.

Der Tribut des Marktes


Ein weiterer Aspekt dürfte die Gewissheit sein, dass eine gut geführte Zahnarztpraxis ausreichende Erträge erwirtschaftet, um der Inhaberin oder dem Inhaber ein anständiges Einkommen zu garantieren. Der letztgenannte Punkt zwingt die Zahnärztin oder den Zahnarzt in die Rolle der Unternehmerin, respektive des Unternehmers zu schlüpfen. Als solche kommen sie nicht darum herum, sich den Gesetzmässigkeiten des Marktes zu stellen. Sie sind mit betriebswirtschaftlichen Fragen konfrontiert, müssen sich über die strategische Ausrichtung ihrer Zahnarztpraxis Gedanken machen und sich mit Führungsaufgaben beschäftigen. Doch die ganz grosse Herausforderung ist der Markt. Vor allem für Zahnarztpraxen an Standorten in dichter besiedelten Gebieten, in denen eine gewisse Überversorgung an zahnmedizinischen Leistungen besteht und die Konkurrenz entsprechend gross ist. Auch alle anderen Zahnarztpraxen sind dem Wettbewerb ausgesetzt, denn die Schweiz ist klein und die Landesgrenzen sind nah. Zur ausländischen Billigpraxis ist es nur ein Katzensprung und der starke Schweizer Franken macht die Behandlung erst recht zum Schnäppchen.

Der Weckruf des Wettbewerbs


Man kann Konkurrenz einfach lästig finden und sich über Preisdrücker mit Discount-Allüren ärgern. Doch was bringt‘s? Ausser ein paar zusätzlichen grauen Haaren gar nichts. Im Gegenteil: Wer die Konkurrenten verteufelt, verpasst eine Chance. Denn Konkurrenzdruck zwingt dazu, sich mehr anzustrengen. Sich zu verbessern. Schwächen zu identifizieren und auszumerzen. Stärken auszubauen. Die Frage ist nicht, ob die Zahnarztpraxis den Taxpunktwert senken soll, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es geht vielmehr darum, dem Druck der Konkurrenz mit Mehrwert für die Patientinnen und Patienten zu begegnen. Aber woraus soll dieser Mehrwert bestehen, wenn die Qualität der zahnmedizinischen Behandlungen nichts zu wünschen übrig lässt, wenn die fachliche Qualifikation des Praxisteams stimmt und die medizintechnischen Einrichtungen dem modernsten Entwicklungsstand entsprechen?

Differenzierung durch Mehrwert


In einem von generell hohen Leistungsstandards geprägten Markt lässt sich differenzierender Mehrwert durch das bisschen Mehr realisieren, das die Erwartungen der Patientinnen und Patienten übertrifft und die Kostenfrage in den Hintergrund rückt. Soft Skills gehören dazu wie Kommunikationskompetenz, Empathie, Hilfsbereitschaft, Wertschätzung oder Respekt. Aber auch jene kleinen Gesten, die im neuronalen System Glücksimpulse auslösen. Zum Beispiel ein freundlicher SMS-Reminder vor dem Behandlungstermin, ein persönlich serviertes Erfrischungsgetränk im Wartezimmer, Gratis-WLAN in der Praxis, ein kleines Geschenk zum Abschied, eine Erkundigung nach dem Befinden am Folgetag nach der Behandlung. Oder professionelle Beratung für die Finanzierung von zahnmedizinischen Behandlungen. Was immer.

Gelingt es der Zahnarztpraxis, Mehrwerte wie diese glaubwürdig zu vermitteln, besetzt sie die aussichtsreichste Markposition, die es gibt: First in Mind. Der Konkurrenz sei Dank.

Kontakt
Thomas Kast
Geschäftsführer der Zahnärztekasse AG
Tel. +41 43 477 66 66 
kast@zakag.ch 
www.zakag.ch