13. Apr. 2017

Am Widerstand wachsen

Carmen Bornfleth
Leben wir in einer guten oder in einer schlechten Zeit? Die Antwort ist eine Frage der Perspektive. Aber eigentlich ist es die falsche Frage. Wir leben in unserer Zeit und müssen uns klar darüber werden, was wir damit anfangen und welche Rolle wir darin spielen wollen. Das hat wenig mit unserem Umfeld zu tun, aber sehr viel mit unserem Selbstverständnis. Nicht die Umstände sollen unser Leben bestimmen, sondern unser eigener Wille. So weit so unbestritten. Oder doch nicht?
Stolpersteine
Was, wenn es nicht so rund läuft, wie man es sich wünscht? Was, wenn es Schwierigkeiten gibt? Was, wenn man sich plötzlich mit einer Situation konfrontiert sieht, die einen überfordert? Potenzial dafür gibt es auch im Leben von Zahnärztinnen und Zahnärzten genug. Existenzängste, wenn sich Umsatz und Ertrag auf Sinkflug befinden. Burnout-Gefahr, wenn einem die Arbeit über den Kopf wächst. Liquiditätsengpässe, die eine existenzielle Bedrohung darstellen können. Murphys Gesetz droht – nicht ganz frei von Zynismus – immer und überall: «Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen». Nun bleiben uns zwei Optionen: Entweder sich ins Schicksal fügen und in Depression versinken. Oder Widerstandskräfte mobilisieren. Die Psychologen nennen diese Fähigkeit Resilienz.
Die inneren Bilder
Die Expertin für sinnorientierte Persönlichkeits- und Unternehmensentwicklung Prof. Dr. Anna Maria Pircher-Friedrich definiert Resilienz als «jene geistig-psychische und erlernbare Fähigkeit, an Schwierigkeiten, Verletzungen, Problemen und Schicksalsschlägen nicht zu zerbrechen, ihnen zu trotzen und gestärkt und gewachsen daraus hervorzugehen.» Das klingt doch schon mal ermutigend. Doch dummerweise fällt einem die Resilienz nicht in den Schoss. Man muss sie sich wie jede andere Fähigkeit aneignen. In diesem Fall geht es ans Eingemachte, nämlich um nichts weniger als um das Hinterfragen seiner selbst. Wer bin ich? Wer könnte ich sein? Was habe ich für ein Selbstbild, was für ein Menschenbild, was für ein Weltbild? Diese inneren Bilder bestimmen unsere Haltung und unser Verhalten.
Perspektivenwechsel
Um die Fähigkeit der Resilienz zu erwerben, müssen wir versuchen, diese Bilder in Richtung Menschlichkeit, Mut, Ausdauer, Lernfreude, Optimismus und Zielorientierung zu verändern. Das ist vor allem eine Chance für Menschen, die als Unternehmerinnen und Unternehmer unterwegs sind. Wie Zahnärztinnen und Zahnärzte, die ihre eigene Zahnarztpraxis führen. Wer dies erfolgreich tun will, braucht die inneren Stärken, die sich mit der Fähigkeit der Resilienz generieren lassen. Resilienz gibt Führungspersönlichkeiten die Kraft, Widerstände zu überwinden, und öffnet den Blick für Möglichkeiten.
Ganzheitliche Gesundheit
Resilienz beruht nach Anna Maria Pircher-Friedrich auf einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis: Physische Gesundheit als Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, psychische Gesundheit als Voraussetzung für Lebensfreude, soziale Gesundheit als Voraussetzung für die konstruktive Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und existenzielle Gesundheit als Voraussetzung für ein sinnorientiertes Leben. Dieser ganzheitliche Gesundheitsansatz bewahrt davor, in einer mechanistischen Lebensweise gefangen zu sein, sich selber zu überfordern und sich von Schwierigkeiten und Problemen erdrücken zu lassen. Die Entwicklung von Resilienz führt zu einem gesunden Selbstvertrauen, erhöht die Frustrationstoleranz und bringt die eigenen Potenziale zur Entfaltung.

Resilienz verleiht eine innere Grösse, die auch die Erkenntnis zulässt, dass es Dinge gibt, die andere besser können – ohne dass es am Ego kratzt.

Kontakt
Thomas Kast
Geschäftsführer der Zahnärztekasse AG
Tel. +41 43 477 66 66 
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